Dysarthrie / Dysarthrophonie (erworbene Sprechstörung)


Unter einer Dysarthrie versteht man eine erworbene Artikulationsstörung, spricht man von einer Dysarthrophonie begrenzt sich die Störung nicht nur auf die Artikulation, sondern betrifft auch die Phonation (Stimmgebung) und die Phonationsatmung (für die Stimmbildung benötigte Atemführung). Bei Erwachsenen tritt diese Störung häufigsten in Folge eines Schlaganfalls auf, aber auch nach Schädel-Hirn-Traumen, oder im Verlauf einer neurologischen Erkrankung wie z.B. bei Amyotropher LateralSklerose, Multipler Sklerose, Multi SystemAtrophie und M. Parkinson auf. Auch psychische Erkrankungen können die Ursache für eine Dysarthrie sein.

Am Sprechvorgang sind 6 von 12 Hirnnerven und um die 100 Muskeln beteiligt. Die für das Sprechen nötigen versorgenden und ausführenden Strukturen sind die Gleichen, die auch das Schlucken ermöglichen. Deshalb tritt parallel zur Dysarthrie / Dysarthrophonie häufig auch eine Dysphagie auf.

Für eine physiologische Stimmgebung müssen drei, auf einander abgestimmte Funktionssysteme (Atmung, Phonation, Artikulation) zusammenwirken.

Der Schweregrad von Dysarthrien, kann von leichten Artikulationsstörungen bis hin zur völligen Unfähigkeit des Sprechens variieren. Dysarthrien können isoliert oder in Verbindung mit weiteren neurologischen Leistungseinschränkungen in den Bereichen: ‚motorisch/sensorisch‘ (z.B. Dysphagie, Hemiparese, …); ‚kognitiv‘ (Aphasie, Apraxie, partieller Gesichtsfeldausfall, …).

Die logopädische Therapie sollte so früh wie möglich einsetzen. Die ausführliche Befunderhebung muss die Leistungsfähigkeit aller am Sprechen beteiligte Funktionssysteme mit einbeziehen, um eine individuell, an den Symptomen orientierte Therapieplanung zu erstellen. Die Inhalte der Dysarthrietherapie werden in vier Methoden eingeteilt.

Bild zum Störungsbild Dysarthrie / Dysarthrophonie

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Einteilung der Dysarthrie-Syndrome

Dysarthrien treten, abhängig vom Ort der Schädigung, in unterschiedlicher Form und variierender Symptomatik auf. Die Klassifizierung in einzelne Dysarthrie-Syndrome erfolgt über die Art der Bewegungs-störung.

  • Hypotone/schlaffe Dysarthrie (z.B. bei ALS) : Bewegungsausmaß, Bewegungstempo sowie der Muskeltonus und –kraft sind reduziert. Infolge der schnellen Muskelermüdung verschlechtern sich die Leistungen bei längerer Beanspruchung.
  • Hypertone/spastische Dysarthrie (z.B. bei Cerebral-Paresen) : erhöhter Muskeltonus bis hin zur Spastik, gesteigerte Reflexe, vermindertes Bewegungsausmaß, verlangsamtes Tempo.
  • Dyskinetisch rigide-hypokinetische Dysarthrie (vor allem bei M. Parkinson): reduziertes Bewegungsausmaß ohne vorhandene Lähmung. Typisch für die dysarthrische Störung bei Parkinson ist auch die leise, zitternde Stimmgebung und eine verzerrte Wahrnehmung der eigenen Sprechleistungen.

Deutliche Verbesserungen der Stimm- und Sprechleistung (besonders bei noch leicht bis mittelgradiger Symptomatik) können mit der, speziell für Parkinson-Patienten entwickelten, Lee-Silverman-Voice-Treatment Therapie (LSVT) erreicht werden.

  • Ataktische Dysarthrie (z.B. Friedreich’sche Ataxie): überschießende Bewegungen bei eingeschränkter Koordination, red. Bewegungstempo.
  • Dyskinetisch hyperkinetische Dysarthrie (z.B. Chorea Huntingten): unwillkürliche Bewegungen in unterschiedlichen Erscheinungsformen.