Dysgraphie
Erworbene Dysgraphie
Unter erworbener Dysgraphie versteht man eine Störung des Schreibens nach vollendetem Spracherwerb. Dysgraphien treten meist in Verbindung mit einer Aphasie (Sprachstörung) auf, die häufigste Ursache hierfür ist ein Schlaganfall. Störungen des Lesens, des Schreibens oder der Zahlenverarbeitung können für jüngere Schlaganfall Betroffene mit einer sonst guten sprachlichen Rehabilitation, ein großes Problem bei der beruflichen Wiedereingliederung darstellen und sollten gerade deshalb sehr differenziert und spezifisch von darauf spezialisierten Therapeuten behandelt werden.
Dank der wissenschaftlichen Entwicklung von Modellen der gesunden Sprachverarbeitung, ist man heute in der Lage die Symptomatik solcher Störungen sehr differenziert behandeln zu können.
Es gibt sowohl verschiedene Formen der erworbenen Schreibstörung, als auch verschiedene Schweregrade.
Am häufigsten trifft man die sogenannte „Tiefendysgraphie“ an. Bei dieser Form der Schreibstörung können die Betroffenen Hauptwörter (z.B. Baum, Haus,…) und Verben (z.B. gehen, bauen,…) häufig ohne große Probleme schreiben, Funktionswörter (in, auf, daneben, für, gegen, danach….) und unbekannte Wörter können hingegen nur schlecht oder gar nicht geschrieben werden oder werden durch andere Wörter ersetzt, auch Fremdwörter können meist nicht geschrieben werden. Da es häufig auch nicht möglich ist, Wörter Buchstabe für Buchstabe, also einzelheitlich zu schreiben, so wie Sprachgesunde das bei Wörtern tun die Ihnen unbekannt sind, fehlt den Betroffenen auch die Möglichkeit diese Störung zu kompensieren.
Oft kann man auch Fehler bei der Zuordnung einzelner Laute zu ihrem Schriftbild beobachten, so ist der Betroffene z.B. nicht in der Lage ein diktiertes „A“ schriftsprachlich zu realisieren.
Ein weiteres häufig auftretendes Störungssymptom ist das Ersetzen (z.B. Hund statt Hand), Weglassen (z.B. Bau_ statt Baum) oder Hinzufügen (z.B. Feuler statt Feuer) von Buchstaben innerhalb eines Wortes.
Eine andere Form der Dysgraphie ist die sogenannte „Oberflächendysgraphie“, bei dieser Störung können die Betroffenen Wörter nicht mehr über ihr „Ganzwortwissen“ abrufen. Neben der extrem langsamen Verarbeitung hat diese Störung auch zur Folge, dass es bei Wörtern, die anders geschrieben als gesprochen werden zu Fehlern kommt.
Bei der „Direkten Dysgraphie“, zeigen sich beim Lesen ähnliche Symptome wie bei der Tiefendysgraphie, den Betroffenen fehlt aber zusätzlich der Zugriff auf die Bedeutung des Geschriebenen. Diese Form der Dysgraphie tritt am häufigsten bei Alzheimer Erkrankungen auf.
Eine weitere Störung des Schreibens, die sogenannte „Reine Agraphie“ führt dazu, dass Buchstaben visuell gar nicht mehr zugeordnet werden können. Das Schreiben ist also nicht möglich.
Behandlungsmöglichkeiten der einzelnen Dysgraphieformen
Das Wissen um die einzelnen Komponenten der Sprachproduktion, eröffnet geschulten Therapeuten die Möglichkeit sehr differenziert an den einzelnen Störungssymptomen des Lesens zu arbeiten.
Maßgeblich für die störungsspezifische Arbeit ist eine genaue individuelle Befundung der Störung, sowie ein fundiertes Wissen über die einzelnen Schritte sprachlicher Verarbeitung.