Dyslalie – Artikulationsstörung, Stammeln


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Von einer Dyslalie spricht man, wenn ein Kind ein oder mehrere Laute nicht richtig bildet, Laute auslässt oder durch andere ersetzt. Der Schweregrad erstreckt sich über eine Bandbreite von nur einem betroffenen Laut bis zu einem Lautbestand von nur wenig korrekt gebildeten Lauten. Je nachdem, wie viele Laute von der Artikulationsstörung betroffen sind, spricht man von partieller (ein oder zwei Laute), multipler (mehrere Laute) oder universeller (fast alle Laute) Dyslalie.

Alle Kinder haben im Laufe ihrer Sprachentwicklung Phasen, in denen sie bestimmte Laute nicht sprechen können. Ob und wann Artikulationsstörungen einer fachlichen Hilfe bedürfen, können nur Logopädinnen / Sprachtherapeuten beurteilen.

Dyslalien werden in zwei Bereiche gegliedert: Störungen des phonetischen Bereichs sowie Störungen des phonologischen Bereichs.

Unter dem phonetischen Aspekt werden Lautbildungsstörungen verstanden. Laute können aufgrund von motorischen Schwierigkeiten nicht korrekt gebildet werden; es handelt sich also um eine Sprechstörung. Das gängigste Beispiel für eine solche Störung des phonetischen Bereichs ist der Sigmatismus („Lispeln“), bei dem S-Laute fehlerhaft gebildet werden.

Der phonologische Aspekt betrifft Lautverwendungsstörungen: Laute können zwar korrekt gebildet, aber nicht gemäß der sprachsystematischen Regeln angewandt werden. Häufig werden sie durch andere, muttersprachliche Laute ersetzt oder ausgelassen. Es handelt sich hierbei also um eine Sprachstörung.

Seltener tritt auch eine Mischform beider Störungen auf, die als phonetisch-phonologische Störung bezeichnet wird. Bei dieser Form bedingen sich Lautbildungs- und Lautverwendungsstörungen gegenseitig.

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Die Ursachen für eine Dyslalie können sehr unterschiedlich sein. Eine mögliche Ursache kann die Störung der Hörwahrnehmung sein. Hier arbeitet das Ohr korrekt. Das Gehirn hat allerdings Schwierigkeiten, die Höreindrücke zu verarbeiten. So lernt das Kind nicht, ähnlich klingende Laute wie [k] und [t] oder [sch] und [s] voneinander zu unterscheiden. Es lässt diese Laute aus oder ersetzt sie durch den ähnlich klingenden. Die Ursache hierfür ist meistens eine Einschränkung des Hörens durch Erkältungen, vor allem Mittelohrentzündungen, sowie auch chronische Infekte der Atemwege innerhalb der ersten drei Lebensjahre. In dieser Zeit reift beim Menschen die Hörnervenbahn. Sie ist dafür verantwortlich die Signale vom Ohr zum Gehirn weiterzuleiten. Einhergehend mit dieser Reifung lernt das Kind, die Laute seiner Muttersprache wahrzunehmen, oft deutlich bevor es die Laute auch bilden kann.

Eine weitere Ursache für eine Artikulationsstörung kann eine myofunktionelle Störung sein. In diesem Fall liegt eine Schwäche der Zungen- und Lippenmuskulatur vor, so dass bestimmte Artikulationsbewegungen nicht ausgeführt werden können. Dies kann auch aufgrund der Schwierigkeiten beim Hören verursacht werden. Wenn das Kind unterschiedliche Sprachlaute nicht als solche wahrnimmt, dann experimentiert es nicht mit seinen Artikulationswerkzeugen, bis es alle Laute korrekt produzieren kann. Dies kann zusätzlich dazu führen, dass die Geschicklichkeit von Lippen, Zunge und Gaumen nur unzureichend ausreift.

Psychische Ursachen, wie das Konkurrieren mit einem kleineren Geschwisterteil, kann zu einem Zurückfallen in die Babysprache führen einhergehend mit einer Dyslalie.

Organische Schädigungen, z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder auch Verletzungen an den Artikulationsorganen können die Aussprache ebenfalls beeinträchtigen.

Therapiemethoden

In der logopädischen Praxis wird stets ein eigenes Therapiekonzept entwickelt, das auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten ist und aus vorhandenen Therapiebausteinen und neuen, eigenen Ideen besteht. Allen Therapien steht vorher allerdings ein Anamnesegespräch bevor, sowie eine ausführliche Diagnose, sowie ggf. andere therapeutische Maßnahmen, wie zahnärztliche oder ohrenärztliche Behandlungen.